Portrait

Man sagt den Bayern – wohl nicht zu unrecht – eine besondere Affinität zur Seefahrt nach. Nun – in meinem Fall hat sich diese Verbundenheit ganz offensichtlich und von frühester Kindheit an sehr ausgeprägt eingestellt.
Tatsächlich ging das soweit, dass  ich im Alter von zwanzig Jahren ernsthaft in Betracht zog, Schiffbau in Kiel zu studieren. Schließlich und endlich fiel die Entscheidung dann zwar zugunsten der Landschaftsarchitektur – was ich im übrigen nie bereut habe, da sich hier viele meiner andere großen Leidenschaften vereinen – die Faszination für die Seefahrt blieb dennoch ungebrochen bestehen.

Ich wurde in Starnberg am gleichnamigen See geboren. Mit die lebendigsten Erinnerungen meiner ersten Lebensjahre sind die vielen Spaziergänge und Badeausflüge zum See. Und das highlight dabei war – wie sollte es anders sein – wenn ein „Dampfer“ der weißblauen Flotte vorbei glitt oder anlegte.

Im Grundschulalter folgte dann der Einstieg in die Welt der Plastikmodellbausätze von Revell, Airfix und Heller. Die seinerzeit ziemlich eingeschränkten finanziellen Mittel wurden primär in den Aufbau einer recht umfänglichen Flotte aus Polystyrol investiert. Zwar waren die ersten Ergebnisse meiner modellbauerischen Aktivitäten aus heutiger Sicht von sehr mäßiger Qualität. Das tat aber Ihrer Funktion als faszinierendes Spielzeug keinerlei Abbruch: Es wurden Wettrennen unter Dampf und Segeln gefahren, Seeschlachten geschlagen, Katastrophen, Untergänge und natürlich dramatische Rettungsaktionen simuliert.
Neben der „Grauen Flotte“ – hier vor allem die deutsche Kriegsmarine, aber auch die kaiserliche Marine – waren es die Windjammer der zu Ende gehenden Epoche der Segelschifffahrt, denen mein besonderes Interesse galt.
Am stärksten und emotionalsten verbunden jedoch fühle ich mich seit jeher der goldenen Zeit der großartigen Transatlantik-Liner, die als stolze Botschafter Ihrer Nationen im Liniendienst Ihre diversen europäischen Heimathäfen mit der Neuen Welt verbanden – in aller Regel New York als Ziel anliefen. In dieser doch relativ überschaubaren Zeitspanne vom Ende des 19. Jhdts. bis Ende der 60er Jahre des 20. Jhdts. konkurrierten einige wenige europäische Staaten und spät auch die USA – vertreten durch Ihre bedeutendsten Reedereien – auf der wichtigsten Seeroute über den Nordatlantik. Sichtbares Ergebnis dieses Wettstreits waren legendäre Schnelldampfer. Allein deren Namensnennung ist noch heute imstande, in unserer Vorstellung diese Zeit in lebendigen Bildern heraufzubeschwören: Mauretania, Lusitania, Olympic, Titanic, Imperator, Vaterland, Bremen, Europa, Rex, Normandie, Queen Mary, Queen Elizabeth, United States, France….

Aus meiner tiefsten Überzeugung gab es zu keiner anderen Zeit von Menschen geschaffene Objekte, in denen sich in einem Mikrokosmos so konzentriert der Zeitgeist, das Selbstverständnis und Lebensgefühl ganzer Nationen manifestierte.
Ohne zu sehr ins Pathetische abgleiten zu wollen, so kann man sich doch kaum des Eindrucks erwehren, dass diese großartigen Schiffe nicht nur äußerst komplexe technische Maschinen waren, sondern vielmehr eine individuelle Seele hatten. Zumindest dann aber mag das gelten, wenn man diese Windhunde der Meere, ihre Passagiere und Besatzungen, die bisweilen kurze, manchmal sehr lange Dienstzeit mit all den dramatischen Begebenheiten in der Gesamtschau betrachtet.
Mich zumindest hat diese Begeisterung sehr nachhaltig gepackt und wird mich sicher nicht mehr loslassen.
Leider bleibt mir berufsbedingt so gut wie keine Zeit, selber noch Modelle zu bauen. Auch bin ich mir gar nicht sicher, dass ich noch die Geduld und Muße hatte, solche Projekte zu einem Endergebnis zu führen, mit dem ich selbst dann zufrieden wäre. So habe ich anstelle dessen vor etwa 15 Jahren begonnen, Schiffsmodelle und originale Erinnerungsstücke zu sammeln. Es ist in dieser Zeit eine recht umfangreiche Flotte von rund einhundert größeren Modellen der bereits erwähnten Schiffstypen, eine vielgestaltige Sammlung an Memorabilia, sowie eine kleine Bibliothek einschlägiger Literatur zusammengekommen. Schritt für Schritt möchte ich zunächst einige der schönsten und seltensten Stücke meiner Sammlung mit Bildern hier einstellen.
Die Sammlung ist freilich nicht statisch, sie wird weiterhin laufend ergänzt, andererseits gebe ich auch von Zeit zu Zeit Einzelstücke wieder ab.
Ein paar meiner Modelle bedürfen der Fertigstellung oder der Überholung durch geübte und geduldige Hände.
Insofern sehe ich diese Seite auch als Forum, um mit Schiffs- und Modellbaubegeisterten aus aller Welt in Kontakt zu treten. Ich freue mich über Zuschriften und feedback!

Wolfgang Leonhard Ohnes